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#1 Aussöhnung mit dem inneren Kind

Ein Buch geschrieben von den amerikanischen Psychotherapeutinnen Dr.in Erika J. Chopich und Dr.in Margarete Paul. "Auch ist es nicht immer wichtig, sich ganz und gar zu öffnen oder eine Erklärung finden zu müssen. Oft reicht es, das Thema dahinter zu verstehen oder das Bedürfnis hinter dem Gefühl."


Durch große Umbrüche in meiner Kindheit und das frühe Erwachsenwerden alleine in der Großstadt, waren nicht nur innerlicher Stress, Angstzustände, Atem-, Verdauungs- und Schlafprobleme meine jahrelange Begleitung, sondern auch Gefühle der Einsamkeit und Unverbundenheit. Als ich das Buch Aussöhnung mit dem inneren Kind in meine Hände bekam, erkannte ich innere getrennte Anteile und wie das Gefühl der Unruhe und Angst damit einherging.


Das Buch verhalf mir zu meiner ersten Erkenntnis auf dem Weg innerer Verbundenheit. Ich begriff unbewusste Gefühlszustände und konnte liebevolle Begegnung und Selbstfürsorge für mich entdecken und damit verbunden meine Co- und Selbstregulation. Gerne möchte ich nun mit euch diese Erfahrung teilen und wünsche viel Spaß beim Lesen! :)

DER KONTAKT ZU UNS SELBST UND INNERLICHER STRESS Traumata oder anhaltende Stressoren wie Einsamkeit, Scheidung, Sucht- oder Gewaltthemen in der Familie, vieles Umziehen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Armut oder Krankheit sowie unsere leistungsorientierte Gesellschaft begünstigen nicht nur anhaltenden innerlichen Stress, sondern auch, dass wir kaum Raum für Selbstregulation zur Verfügung haben, den Zugang dazu verlernen oder nie durch Co-Regulation erlernen (Erziehungssystem).

DAS INNERE KIND

"Viele unserer Schutzmechanismen sind in Wahrheit unsere ältesten Freunde – erprobt und treu. Sie haben uns, wenn alles andere fehlschlug, geholfen und uns geschützt. Und obwohl sie uns inzwischen kaum noch guttun, zögern wir doch, sie loszulassen." Der Inhalt des Buches beschreibt zwei Anteile in uns, das innere Kind und den inneren Erwachsenen. Das innere Kind wird dem Spektrum Fühlen und Erleben zugeschrieben, also dem „Sein“ und der Erwachsene dem Spektrum Machen, Denken und Handeln, also dem „Tun“. Das „Sein“ bezieht sich auf eine innere und emotionale Erfahrung und das „Tun“ als Erfahrung auf die äußere Welt in Aktivität. Von Geburt an entwickelt der Mensch beide Persönlichkeitsanteile. Im Gleichgewicht würde sich der innere Erwachsene liebevoll um das innere Kind kümmern.

DAS UNGELIEBTE UND DAS GELIEBTE KIND

Vorerst wird unterschieden zwischen dem ungeliebten und dem geliebten Kind. Beim inneren Erwachsenen sind Gefühle das Ergebnis des Denkens. Schützt sich eine Person vor den eigenen Gefühlen wie Furcht, Schuld oder Scham und übernimmt keine Verantwortung, dann wird das Bedürfnis des inneren Kindes, nämlich nicht mit diesen Gefühlen allein gelassen zu werden, abgelehnt. In Folge trennt sich diese Person von seinem inneren Kind. Der Anteil des Kindes fühlt sich dann ungeliebt und allein und schließt daraus, dass etwas mit ihm falsch sei. "Die Wut und die Vorwürfe, mit denen wir als Erwachsener andere konfrontieren, sind nicht nur eine Projektion der elterlichen Ablehnung auf andere, sondern auch eine Projektion des inneren Verlassenseins." Die Autorinnen beschreiben, dass das Gefühl des Alleinseins das schmerzhafteste Gefühl ist, das wir erleben können. "Wenn unsere Eltern uns als Kinder ablehnen, tadeln, verlassen, misshandeln oder gar missbrauchen, dann ist der Schmerz darüber so unerträglich, dass der innere Erwachsene den Kontakt zum inneren Kind abschneidet, um diese Gefühle nicht zu spüren." Das innere Kind entwickelt Verhaltensweisen, um Bestätigung von außen zu bekommen und verhält sich z. B. übermäßig lieb oder verführerisch. Es beginnt zu manipulieren, um an Liebe zu gelangen und um sich selbst vor Ablehnung zu schützen.


"Die Angst davor, beherrscht und vereinnahmt, ja geradezu verschlungen zu werden, ist genauso mächtig wie die Angst davor, abgelehnt und verlassen zu werden." Hier entsteht die Möglichkeit von Sucht- und Abhängigkeitsverhalten in Form von Drogen, Sex, Beziehungen, Fernsehen oder Geld. "Das verlassene innere Kind tut alles Erdenkliche, um sich selbst zu schützen, aber alle diese Schutzmaßnahmen bewirken schließlich nur noch mehr äußeres und inneres Alleinsein." DER ANTEIL DES INNEREN ERWACHSENEN

Wir sind im liebevollen Anteil des Erwachsenen, wenn wir unser emotionales Wachstum und das unserer Mitmenschen fördern und vor allem, wenn wir Selbstverantwortung für unsere Gefühle übernehmen.

DER LIEBLOSE ERWACHSENE UND DAS GEFÜHL DER UNVERBUNDENHEIT Dieser Anteil übernimmt keine Verantwortung und stellt Aufgaben, Regeln und Verpflichtungen an erste Stelle. Hier wird die eigens erfahrene Lieblosigkeit der ersten Bezugs- oder Autoritätspersonen aus der Kindheit weitergeführt. Oft beschuldigen wir uns und behandeln uns genau so abwertend. Wenn der innere Erwachsene keine Verantwortung übernimmt, wird das Kind sozusagen gezwungen, seine Bedürfnisse von anderen Menschen oder Substanzen befriedigen zu lassen und so entsteht eine von vielen falschen Überzeugungen. Im Buch gibt es das Beispiel einer Mutter, die ihr Kind aus einem brennendem Gebäude rettet. Hier drückt die Mutter Liebe aus, trotz ihrer Angst. Wenn die Mutter aber wegen schlechter Noten bestraft, aus Angst keine gute Mutter zu sein, dann ist sie lieblos zu sich selbst und zu anderen und trennt sich in diesem Moment von ihrem inneren Kind. „So, wie wir als Kinder behandelt werden, behandeln wir uns während unseres ganzen restlichen Lebens.“ Aus Angst heraus, schneiden wir oft den inneren Kontakt zu uns ab, da wir uns zu schützen versuchen. Unser Leben wird uns alle mit Situationen konfrontieren, die unsere Liebesfähigkeit herausfordern. Wie liebevoll ich lerne zu reagieren, schafft meine liebevollen Beziehungen in meinem Leben. Wenn wir aber den Kontakt zu unserem inneren Kind abschneiden, dann sind wir Opfer unserer eigenen Entscheidung, weil wir uns in dem Moment entschieden haben, uns nicht um uns selbst zu kümmern.


Durch einen Kurs, im Bezug auf das Nervensystem nach traumatischen oder durch toxischen Stress geprägte Erfahrungen, verstand ich, dass das Gefühl von Unverbundenheit das Ergebnis davon ist.


"Trauma ist die chronische Unterbrechung von Verbundenheit. Traumaheilung geschieht durch die sanfte Annäherung an das, was Verbundenheit schenkt." - Verena König


Meine Unverbundenheit in mir löste diesen innerlichen Stress und dadurch Unsicherheit und Angst aus. Auch Schlafstörungen, Angespanntheit, Impulsivität, extreme Gefühlsschwankungen und depressive Verstimmungen waren meine Symptome. Als es mir zunehmend schlechter ging, nahm mich eine Freundin, die in Wien stückweise meine absolute Vertraute wurde und bis heute ist an der Hand und begleitete mich ins Wiener AKH (Psychiatrie), wo ich meine erste Therapiezuweisung und Medikation bekam. Später war auch das Kriseninterventionszentrum eine weitere Anlaufstelle. Ich erinnere mich an einem Punkt im Buch, wo ich versuchte, mit meinem inneren Kind-Anteil in Kontakt zu gehen und merkte, dass ich es gar nicht kannte. Das Buch landete für eine Zeit in einer Ecke.

„Ich möchte, dass du mir hilfst, meinen Schmerz zu lindern, indem du mir hilfst, meine falschen Überzeugungen durch die Wahrheit zu ersetzten und indem du liebevolle Menschen für mich findest, die mir dabei helfen. Ich möchte, dass du dich mir gegenüber nährend, mitfühlend, weich und sanft verhältst und mich wirklich, so wie ich bin, wahrnimmst."

Diese Bilder zeigen eine Seite von mir und vor allem eine Zeit, wo meine innere Getrenntheit so stark war, dass ich Unterstützung brauchte, um mich stückweise wieder mehr stabil zu fühlen.

DER LIEBEVOLLE ERWACHSENE Dieser Anteil in uns erkennt, dass es für unsere Gefühle und Wünsche wichtige Gründe gibt und versucht diese kennenzulernen. „Das Wichtigste, was wir für uns selbst tun können, ist, uns bewusst zu machen, wie lieblos wir mit uns umgehen und was es bedeutet, ein liebevoller Erwachsener für unser inneres Kind zu werden.“

MEINE ERSTE ERKENNTNIS - DAS UNWOHL FÜHLEN

„Es ist diese Abgetrenntheit, die den Stress erzeugt, in dem so viele von uns täglich leben.“ Meine erste Erkenntnis war also, dass ich mich so unwohl in mir fühlte, weil ich mit mir in keinem Kontakt stand. Ich hatte meine Selbstregulation und das einfache "Sein" in den Lebensumbrüchen und alleine in der Großstadt verlernt oder vielleicht sogar nie erlernt. Das begünstigte natürlich meinen inneren Stress, als auch das Gefühl von Leere und Angst. Auch bestimmten Überzeugungen und Glaubensmuster meine Realität, die längst in der Vergangenheit lagen. NEGATIVE GLAUBENSSÄTZE

„Als Säugling und Kleinkinder brauchen wir vor allem Liebe, weil wir ohne Liebe sterben könnten. Wirklich erwachsen zu werden heißt, aus dem ständigen Bedürfnis nach Liebe von außen herauszuwachsen und uns selbst und andere lieben zu lernen.“ Ein Glaubenssatz ist eine Annahme oder Überzeugung, die jemand über sich selbst, andere oder die Welt hat. Diese sind tief in uns verankert und beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln. Glaubenssätze werden durch unsere Erziehung, Erfahrung oder Kultur geprägt und können positiv oder negativ sein. Wie z. B.: "Ich bin liebenswert!" oder "Ich bin nicht liebenswert!".


Familienleben ist nicht immer einfach und wenn Themen wie Armut, Krankheit (psychisch, physisch oder suchtbedingt), Scheidung, Gewalt oder Verlust den Alltag beeinflussen, prägt Überforderung, Einsamkeit, Angst oder Trauer das Zusammenleben.


Es kommt stark darauf an, wie sehr unsere Bezugspersonen selbst in deren Familie oder Umfeld geprägt wurden und dementsprechend Liebe, Halt, Anerkennung, Gelassenheit und vor allem Selbstregulation weitergeben können. Gerade die Nachkriegsgeneration musste viel Kälte erfahren, waren große Traumatisierungen längst noch nicht aufgearbeitet.


Wenn es Eltern also in deren Umfeld selbst an Liebe, Halt, Anerkennung und Gelassenheit gefehlt hat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese Attribute dann im eigenen Familiensystem nur im geringen Maße vorhanden sind. Wenn also ein Mensch daraus den innerlichen Glaubenssatz entwickelt, nicht liebenswert zu sein, wird er sich höchstwahrscheinlich so auch in der äußeren Welt wahrnehmen.


Einer meiner Glaubenssätze war, dass ich alles alleine schaffen und aushalten muss, da unser Familiensystem früh das Thema Scheidung betraf und ich mich entschied, später alleine in die Großstadt zu ziehen.


Egal aus welchen Gründen ein Familiensystem geprägt ist, Veränderung ist nicht immer lebendig und freudvoll. Oft kann diese Neuorientierung mit Trauer, Angst und toxischem Stress verbunden sein und an der eigenen Stabilität zerren.


Als ich also meinen Glaubenssatz hinter dem Gefühl der Einsamkeit und Überforderung erkannte, konnte ich mich viel liebevoller und mehr im Vertrauen anderen gegenüber öffnen, als ich es mir davor erlaubte. Dies ermöglichte mir nicht nur eine gemeinsame Bewältigung, sondern vor allem tiefe Begegnung, Beziehung und Verbundenheit. Dieses gemeinsame regulieren wird auch als Co-Regulation bezeichnet, die wir als Kind durch unsere Bezugspersonen erlernen oder eben nicht.


Negative Glaubenssätze können sein:

"Es ist niemand für mich da, keiner interessiert sich für mich."

"Gefühle zu zeigen ist ein Zeichen von Schwäche."

"Nur wenn ich genug leiste, werde ich geliebt."


Positive Glaubenssätze können sein:

"Ich fühle mich umsorgt, Menschen wollen mit mir in Kontakt treten."

"Gefühle zu zeigen bedeutet für mich in Verbindung zu gehen."

"Die Liebe meiner Mitmenschen ist nicht an Leistung gebunden."

DAS EGO

Der Begriff Ego wird in diesem Buch nicht im Sinne Freuds oder der Ego-Psychologie verwendet. Das Wort Ego wird hier genutzt, wann immer wir uns entscheiden, uns abzutrennen anstatt zu lernen. Unser Ego ist überzeugt, dass unser inneres Kind schlecht, falsch, nicht liebenswert, fehlerhaft, unbedeutend, unwichtig und unzugänglich sei. Im Buch wurden einige der häufigsten und falschen Ego-Überzeugungen aufgelistet, wie sie sich durch den lieblosen Erwachsenen und dem ungeliebten Kind ausdrücken:

  • Ich kann mich nicht selber glücklich machen.

  • Die Gefühle anderer sind wichtiger. Es ist meine Schuld.

  • Die Bedürfnisse anderer sind wichtiger.

  • Ich kann mit Leid nicht umgehen.

  • Ich kontrolliere, was andere über mich denken und wie sie mich behandeln.

  • Bestätigung ist Liebe.

Die Autorinnen erklären, dass wir als Kinder nicht wissen, dass die Unfähigkeit der Eltern, sich selbst zu lieben, nichts mit einem selbst zu tun hat. Unsere Reaktion darauf ist aber, dass etwas mit uns nicht stimmt. Diese Kernüberzeugung verschafft uns die Voraussetzung für innere Getrenntheit. Wenn wir nicht wissen, dass wir liebenswert sind, empfinden wir weiterhin Angst davor, verlassen oder verschlungen zu werden. Es entsteht Abhängigkeit gegenüber anderen, weil wir uns nur dann gut fühlen, wenn sie für uns sorgen und uns glücklich machen. Dies schafft Co-Abhängigkeit, weil das Ego immer von Bestätigung abhängig ist. "Da beide Elternteile nach Bestätigung suchen und keine klare Vorstellung davon haben, was es heißt, sich selbst zu lieben und die Entscheidung für das Lernen zu treffen, werden die Kinder sie in dieser Hinsicht nachahmen. Da sie ihre Kinder nicht tiefer als sich selbst lieben können, wird das Bedürfnis der Kinder nach Liebe nicht erfüllt. Das Kind fühlt sich unzugänglich, einsam und allein und entwickelt das Ego – und damit beginnt der Kreislauf der inneren Abgetrenntheit, der Dysfunktion und der Co-Abhängigkeit von vorn." Mir wurde die Wichtigkeit immer mehr bewusst, meine Überzeugungen und Glaubensmuster verstehen zu lernen, um Verbindung schaffen zu können. Während des Prozesses mit diesem Buch, setzte ich mich ab einem gewissen Zeitpunkt hin und wollte mein inneres Kind fragen, was es denn braucht oder machen möchte. Es war so klar zu spüren. Ich wollte wandern gehen. Essen einpacken und raus in die Natur. Ich wollte Zeit, um zu SEIN. Um mich verbunden mit MIR zu fühlen und nicht nur tun, um im Außen Halt zu spüren. Viel später erst verstand ich, dass ich mir hier eine erste Ressource gestaltete.


VERBINDUNG SCHAFFEN

Die Autorinnen schreiben, dass Verbindung im Hier und Jetzt entsteht und unser Ego in der Vergangenheit und Zukunft lebt. Wir stehen mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen in einer wirklichen Verbindung, wenn wir mit unserem Sein im Augenblick leben. Diese wachsende Verbindung mir gegenüber wurde mir immer nützlicher, um auch meine Fähigkeiten zu entdecken. Ich konnte mehr in mich gehen und vor allem in der Arbeitswelt meinen Weg finden. Dies sei eine wichtige Voraussetzung für ein glückliches Leben, wird im Buch eingegangen. Besondere Erfahrungen, die unserem Leben einen Sinn geben, um nicht ziellos auf der Suche nach jemanden oder etwas zu sein, um unsere Leere zu füllen. Wenn wir mehr von unserem inneren Kind lernen, werden wir oft von selbst zu unseren Leidenschaften geführt. "Eine der Gründe, warum so viele Teenager drogenabhängig werden, ist nach unserer Erkenntnissen die Langeweile. Uns fiel auf, dass die Jugendlichen, deren Leben mit aufregenden, kreativen und lehrreichen Aktivitäten erfüllt ist, kaum Zeit finden für Alkohol und Drogen. Mit anderen Worten: Die Teenager und Erwachsenen, die mit der Freude ihres inneren Kindes in Kontakt sind, deren Leben erfüllt ist von aufregenden Erlebnissen und spontaner Begeisterung, die sich wünschen, zu lernen, und schöpferisch tätig zu sein und die die Verantwortung für Langeweile, ihren Schmerz und ihre Freude nicht ablehnen, haben kein Bedürfnis nach Drogen oder anderen Fluchtmöglichkeiten."

SCHULD UND SELBSTVERANTWORTUNG

In einer gewissen Phase dieses Buches lernte ich, dass ich niemanden mehr für meine Gefühle Schuld geben wollte und auch konnte. So oft war Schuld meine Antwort, anstatt Selbstverantwortung. Es wurde ein immer größeres Bedürfnis, in meine Verantwortung zu kommen. Wut, Trauer, aber auch Scham und Schuld durch meinen inneren Erwachsenen verstehen zu lernen. Es waren zwei Schritte vorwärts und ein Schritt zurück. Viele Tränen der Wut, der Trauer und des Verständnisses. Ich begann vor allem, meine Eltern als Kinder deren Eltern zu sehen. Als würde ich einfach das Gesamte verstehen. Es berührte mich im Endeffekt mehr, als es mich traurig machte und so begann ich Bedürfnisse einzufordern die möglich und von jenen rauzuwachsen, die es eben nicht waren. Hinter vielen Gefühlen steckt ein Bedürfnis und oft ist es wichtig, dieses Bedürfnis zu erkennen, anstatt im Gefühl hängenzubleiben. Wir können Menschen nicht ändern, aber wir können "ja" zu unserem Bedürfnis sagen und uns darum kümmern. Je mehr ein Bedürfnis hinter meinem Gefühl abgedeckt ist, desto weniger müssen Menschen so sein, wie ich sie brauche. Ich kann dann viel einfacher annehmen.


"Das höhere Selbst ist Liebe und möchte lieben, während das Ego nur darum bemüht ist, Liebe zu bekommen und Schmerz zu vermeiden."


Mein Song Upstream beschreibt den Weg in meine Selbstverantwortung am meisten und, dass Erkenntnis ein Weg zur meiner Selbstfürsorge und -liebe war und ist: "It's love when in the end you understand those steps. And you can look back and you will discover your way and you will see, that you will feel: your first steps called your life."







ROLLENVORBILD DES LIEBEVOLLEN INNEREN ERWACHSENEN "Die meisten von uns haben mehr über liebloses als über liebevolles Verhalten gelernt."


Im Buch erwähnen sie auch, dass es in unserer Kultur an einem Rollenvorbild für den liebevollen inneren Erwachsenen fehlt. Was sich bei mir vor allem in der Arbeitswelt äußerte. Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, ohne familiärer Struktur aufwachsen, sind auf das Wohlwollen autoritärer Menschen besonders angewiesen, als Menschen, die in einem Familiensystem eingebunden sind, wo jemand zu Hause wartet.

Als Mensch in einer autoritären Position (Wohngemeinschaften, Kindergarten, Schule, Uni, Arbeit) befinden wir uns in einer ähnlichen Situation, wie in der Elternschaft. Wir tragen Verantwortung. Nicht unbedingt für die Gefühle und das Privatleben unserer Mitmenschen, aber für ein respektvolles Miteinander und für das Erkennen und Lösen von Konflikten, um wertschätzende Struktur zu geben. Nicht nur Eltern prägen uns in der Art und Weise, wie sie mit Situationen umgehen, sondern all unsere Autoritätspersonen.

Liebloses und grenzüberschreitendes Verhalten darf erkannt und angesprochen werden. Ich möchte für jeden Menschen Mut aussprechen, die eigenen Grenzen respektvoll zu kommunizieren oder sich dabei unterstützen zu lassen (Coaching, Supervision). Denn gerade wenn wir mit Grenzüberschreitung aufwachsen, ist das für unser inneres Kind ganz oft noch im Erwachsenenalter das "Normal". Aber niemand hat das Recht respektlos mit dir umzugehen, nicht einmal deine Eltern.


Das Zitat: "Du bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.", prägte mich in meinem Leben immer mehr. Anfangs unbewusst und später mit vollem Bewusstsein.


Ich erkannte, dass niemand mir gegenüber weniger erwachsen sein kann, als ich mir selbst. Es liegt auch in meiner Verantwortung, Lösungen für mein persönliches Wohl zu finden und mir im schlimmsten Fall neue Arbeit, Umgebungen oder Menschen zu suchen, sollten vor allem Persönlichkeiten oder Strukturen zu festgefahren sein. Wichtig wurde es für mich zu erkennen, in welchem Umfeld und mit welchen Mitmenschen ich die meiste Zeit verbringen möchte.


MEIN LEBEN HEUTE

Ich habe durch die Suche nach mehr Verbindung nicht nur einen liebevollen, fürsorglichen und so regulierten Zugang zu mir, sondern auch zu meinen Mitmenschen gefunden und dadurch vor allem zu meiner Berufung.


Als ich mich unglücklich in einem neuen Arbeitsverhältnis fand, wollte ich eine Lösung und mich nicht traurig darüber im Spiegel wiedererkennen. Ich bewarb mich nebenbei für freiwillige Stellen und fand mich bald darauf in einem Yogazentrum wieder, zum Pflegen der Räumlichkeiten. Sie nannten es Karma-Yoga und das war es auch, denn so kam Ayurveda in mein Leben und damit verbunden eine neue Anstellung und Ausbildung.


Heute danke ich meinem "alten" Ich, dass es so mutig und voller Willen und Vertrauen diesen Weg gegangen ist. Heute danke ich den Menschen für ihre Co-Regulation und der Reflektion, die meinen Glaubenssätzen und Überzeugungen einen anderen Blickwinkel ermöglichten.


Durch Ayurveda, Yoga und die Arbeit mit meinem inneren Kind und an meinen Glaubenssätzen, konnte ich tiefe Erfahrungen für meine nährende Selbstfürsorge und so Selbstregulation sammeln. Der Weg zu mir brachte mich automatisch stückweise zu meinen Menschen, zu meinen Fähigkeiten und zu meiner Berufung. Alles was ich dafür brauchte waren Raum und Zeit sowie Menschen, die mich sehen und vor allem das Wissen rund um meine Werkzeuge und Anlaufstellen. Denn Gesundheit ist wie Krankheit nicht selbstverständlich und starr und beides kann durch Selbstverantwortung und Selbstfürsorge absolute Unterstützung finden.

EINE KURZE ZUSAMMENFASSUNG Es gibt zwei Anteile in uns:

  • innerer Erwachsener, er ist liebevoll oder lieblos

  • inneres Kind, es wird geliebt oder ist ungeliebt

Die Stimme des lieblosen Erwachsenen und des ungeliebten Kindes, sind beide Stimmen des Egos. Der lieblose Erwachsene:

  • schützt sich vor der Wahrnehmung von Schmerz, Angst, Trauer, Einsamkeit

  • übernimmt für diese Gefühle keine Verantwortung

  • geht nicht auf die Bedürfnisse und Wünsche des inneren Kindes ein

  • überschreitet Grenzen

  • kontrolliert den Kind-Anteil und ist autoritär

  • zwingt Regeln der Eltern und Gesellschaft auf

  • übernimmt Lieblosigkeit und kritisiert, beschuldigt oder ist abwertend

  • ist im Glauben für die Gefühle anderer verantwortlich zu sein und andere Menschen für die eigenen, sich selbst nicht glücklich machen zu können, die eigene Wertigkeit und Liebenswürdigkeit von anderen abhängig machen zu müssen, mit Schmerz nicht umgehen zu können, zu kontrollieren was andere über einen selbst denken und wie sie einen selbst behandeln, dass sein Wesenskern schlecht, falsch und nicht liebenswert sei

Unser inneres Kind fühlt sich sicher, wenn der innere Erwachsene:

  • daran glaubt, dass es gute Gründe für alle Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle hat

  • diese nicht bewertet in gut oder schlecht – richtig oder falsch

  • offen ist, Gefühle des inneren Kindes zu erleben und sich nicht davor schützt, indem er keine Verantwortung übernimmt

  • zuhört und offen ist

  • keine Angst hat vor der Wut und dem Schmerz des inneren Kindes, der eigenen Selbstverantwortung und Wahrheit

  • nicht im Glauben lebt kein liebenswertes Kind zu sein

UNTERSTÜTZUNG ANNEHMEN Die Autorinnen beschreiben in einem der letzteren Kapitel, dass es schön ist, von Menschen begleitet zu werden, wenn wir uns mit Angst und Schmerz auseinandersetzen und uns manchmal sogar führen lassen, um zu lernen wie es ist, zu unserem inneren Kind liebevoll zu sein (Co-Regulation). Wir alle brauchen unsere Mitmenschen, um lernen und wachsen zu können. Sie erwähnen, dass vor allem Frauen oft diesem Bedürfnis von „Bemuttert werden“ nicht nachzugehen wissen. Unsere Gesellschaft ist in dieser Geste des Gehaltenwerdens noch nicht sehr ausgeprägt.


Es ist hier nur von Bedeutung, den Unterschied zwischen Bedürfnis und Bedürftigkeit zu unterscheiden. Bedürftigkeit geschieht, wenn wir unser inneres Kind verlassen und erwarten, dass andere uns glücklich machen und das Ruder übernehmen. Bedürfnis nach Hilfe bedeutet, mit Unterstützung in die Verantwortung zu kommen. Menschen können uns durch unseren Lern- und Heilungsprozess begleiten, es aber nicht stellvertretend für uns tun. Durch meine Ausbildung erkannte ich, dass es nicht für jeden Menschen passend ist, alte Wunden oder vergrabene Gefühle zu öffnen oder diese alleine anzusehen, speziell bei erheblichen Traumata geprägt durch psychische, körperliche und sexuelle Gewalt sowie schwere Vernachlässigungs- und Verlusterfahrungen. Hier würde ich mir immer professionelle Hilfe zur Begleitung suchen.


Auch ist es nicht immer wichtig, sich ganz und gar zu öffnen oder eine Erklärung finden zu müssen. Oft reicht es, das Thema dahinter zu verstehen oder das Bedürfnis hinter dem Gefühl. MEIN FAZIT Meine Antwort auf mein Unwohlsein war also die Getrenntheit von mir selbst und dieses Gefühl nahm ich in meinen Alltag mit. Vieles löste Unwohlbefinden aus, weil ich nicht mit mir in Verbindung stand.


Auch wurde mir bewusst, dass durch meine Stressoren ständig der aktive Teil des Nervensystems angeregt wurde, der Sympathikus. Er ist dafür zuständig, dass wir in einer Gefahrensituation angreifen oder flüchten können. Für den Moment unwichtige Funktionen wie die der Verdauung und des Immunsystems werden unterdrückt sowie die Atmung und der Puls erhöht, um leistungsfähiger zu werden. Wenn dieser Zustand aber chronisch wird, sind wir in ständiger Alarmbereitschaft, Angespanntheit und Erregung. Dies fördert wiederum Angstzustände, Atem-, Verdauungs- und Schlafprobleme sowie, durch die konstante Ausschüttung von Stresshormonen, entzündliche Prozesse in unserem Körper.


Wie schon erwähnt, begünstigt unsere schnelllebige Gesellschaft, als auch anhaltende Stressoren, dass wir unsere eigene Regeneration verlernen oder nicht erlernen. Deswegen wurde meine Fürsorge ein ganz wesentlicher Punkt.


Die Arbeit an meinem inneren Kind sowie an meiner Fürsorge wurde ein Grundbaustein meines Wohlbefindens. Das Saure an dieser Erfahrung war also die Getrenntheit und das Süße daran, dass ich dadurch Selbstfürsorge erlernen konnte.


Die Herangehensweise an das Thema wird im Buch begleitet, auch gibt es dazu ein Arbeitsbuch. Ich konnte es nicht auf einmal durchgehen, es brauchte Zeit und ich musste mich erst an die neue Situation adaptieren. Ohne Stress. Es gibt viele unterschiedliche Mittel, sein inneres Kind kennenzulernen. Spontan fällt mir auch die Methode der gewaltfreien Kommunikation ein. Wie fühlt sich meine Getrenntheit an?

  • innere Gestresstheit

  • Ängstlichkeit, Atemstress

  • das Suchen der eigenen Stabilität in anderen Menschen

  • Vertrauensambivalenz

  • starke Gefühlsschwankungen, Impulsivität

  • Angst vor der Arbeitswelt, vor lieblosen vorgesetzten Personen und Kolleg*innen

Welche Schritte setzte ich zum Verständnis und zur Unterstützung?

  • Gespräche mit engen Freund*innen

  • Bücher

  • Psychotherapie, Coaching, Familienaufstellung

Was mich in dieser Zeit besonders unterstützte, war das Kreieren von Ressourcen:

  • Co-Regulation durch den Fokus auf liebevolle Beziehungen, Gespräche, gemeinsame Auszeit, Körperarbeit wie z. B. Massage oder Shiatsu

  • Rituale durch Routine wie Morgenyoga, kochen, in die Sonne setzen

  • Me-Time in Form von Filmen, Büchern, Musik, wo ich mich als Person wiederfand und sich dadurch auch das Gespür für mich und mein Wesen verstärkte, um mich mehr Zuhause zu fühlen

  • in Kontakt treten durch z. B. geführte Meditationen oder positive Affirmationen

  • einer Tätigkeit nachgehen mit Freude und ohne Druck wie malen oder laufen

  • das Leben im Zyklus durch den Rhythmus der Tages- und Jahreszeit

Was ich besonders übe?

  • den Wünschen des inneren Kindes nachzugehen wie mehr Ruhe und Natur

  • mir gegenüber fürsorglich zu sein, zu kochen und zu entspannen

  • Me-Time, diese geht mittlerweile schon so gut, dass ich diese Zeit ersehne, ich kann nun gut alleine sein, weil ich nicht mehr "nur" einsam bin

  • keine Schuld zu geben, Verantwortung übernehmen

  • innere Überzeugungen zu unterscheiden

  • die Vorstellung, mich als Kind zu umarmen

  • Achtsamkeit gegenüber dem Konsum von Zigaretten, Alkohol, Fast Food

  • mich mit dem größten regenerativen Nerv auseinanderzusetzen, dem Vagusnerv, hierzu mehr in meinem 3. Blogpost

Mein Zustand verbesserte sich durch Verständnis. Dadurch kann ich mir heute geben oder in Anspruch nehmen, was ich brauche, um mir gegenüber fürsorglich zu sein, um mich verbunden zu fühlen. Es können im Leben immer wieder Menschen oder Situationen kommen, die uns triggern, uns also an etwas Unangenehmes in oder an uns erinnern. Meine Frage hierfür wurde immer größer und zwar: Wie gehe ich damit um, wenn das passiert? Mein Song Embracing the Trigger beschreibt einen meiner persönlichen Trigger und den Prozess des Annehmens.


"Embracing the trigger is a Song about the psychological term 'Trigger'. When people or situations serve as a mirror and show your own desires, fears or dreams in often uncomfortable ways. My biggest trigger were people without existential fear. Surrounded with love and support - in times where I just moved to the city at a young age. I faced the fact, I needed to get to know my inner child, to not break down on my own desires and fears, specially in terms of healing and it turned out to be a big gift, when I began, to embrace my triggers."


"Wir sind der Überzeugung, dass alles, was wir tun, um uns selbst Freude zu machen und liebevollere Menschen zu werden, ein weiterer Schritt zur Heilung der Erde ist." Mögen dir deine Aha-Momente und die darauffolgende Arbeit mit deinem inneren Kind zu mehr Wohlempfinden und Freude verhelfen. Ich freue mich riesig über ein (anonymes) Feedback von dir! Alles Liebe, Nici

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